Seid herzlichst gegrüßt, liebste Freunde!
tl,dr: Die Figur Knödelbert wird Guild Wars 2 verlassen.
Ich schreibe diese Verabschiedung für alle, die über die Jahre hinweg den knödeligen Blödsinn mitgemacht haben. Viele haben mitgemacht, haben darüber gelacht, haben tausende Seiten Beschwerden geschrieben oder wollten Knödelbert an Ort und Stelle lynchen.
Nach einem ingame Gespräch mit einem Arenanet-Mitarbeiter, sehe ich für die weitere Beknödelung Kolbensteins keine weitere Basis mehr. Es war das erste Mal in all den mmos, die ich spielte, dass mir sogar mit Angabe eines Grundes verkündet wurde, wieso ein Ban in Schwebe steht:
Der Kolben!
Ja, die Geschichte um den Kolben rankt sich um Knödelbert wahrlich wie jahrtausendealtes Efeu. Ist es nun zweideutig? Oder ist der oberste Prediger Rotzalots tatsächlich so “reyn und züchtig” wie er immer behauptet und würde NIEMALS ein unzüchtiges Wort über die Lippen bringen? Oder handelt es sich nur um die Verherrlichung des meisterlichen Phallus?
Die Antwort ist ganz einfach: Ohne Zweideutigkeiten hätte die Figur Knödelbert niemals funktionieren können. Das führt direkt zu einer der am häufigsten gestellten Fragen: Warum gab es Knödelbert und wat sollte dat ganze überhaupt?
Am Anfang war es eine blöde Idee in Dark Age of Camelot. Dieses Spiel hatte unwahrscheinlich hohe ingame Reisezeiten in abgelegene Gebiete. So war Knödelbert zunächst eine Art Sightseeing-Tour durch vergessene Zonen. Er stellte Reisegruppen zusammen, mit denen er dann bwgwl (Mobs) suchte, um sie mit einem bwgwl-Beschwörungsritual am Baum erscheinen zu lassen. Teilweise 20-30 Leute umarmten dann die Bäume um diese mysteriösen Kreaturen einmal erblicken zu dürfen.
Das war die Zeit, als der World of Warcraft Erscheinungstermin in greifbare Nähe rückte und so war erstmal wieder leveln mit dem Mainchar angesagt. Knödelbert war ein Char der erst einmal zur Belustigung in Low-Level Gebieten von Mobs geonehittet wurde, es aber trotzdem als heroischen Akt zur Befreiung des Startgebietes von der garstigen Plage darstellte.
Nach einiger Zeit levelten ein Kumpel von mir und ich ein paar Twinks. Sein Char war Rotzalot! Ein mächtiger Krieger, der in der Yetihöhle nahe Hillsbrad seinen ersten 1k Execute-Crit erlangte. Das war die Geburtsstunde des Meisters. Zunächst war er der Meister des gediegenen Executecrits, aber wurde dann von Knödelbert als oberster Meister gefunden.
Es wurde so einiges mit in diese Geschichte reingewoben, die zunächst nur als Witz im TS unserer Gilde galt. So kam ich dann auf die doofe Idee, den Knödelbert nach Orgrimmar in die Hauptstadt zu stellen um den Menschen von der Güte des Meisters zu verkünden. Und alle, die ihm nicht dienen wollten, sollten dann den bösen 1k Execute Crit am eigenen Leibe spüren!
Jedoch war es nicht einfach, diesen Wust an Wörtern schnell im Mapchat zu schreiben. Also wurde aus diesem Crit “Der Kolben”. Und eines ist klar: Was in einer besoffenen Herrenrunde lustig ist, funktioniert ebenfalls im öffentlichen Mapchat. (LOL, der hat Kolben gesagt!)
Mit der Zeit kamen dann immer mehr Leute, die mit allen Mitteln versuchten, den knödeligen Schwachsinn zu unterbinden. Die Reaktionen in der WoW-Community waren einfach nur zu köstlich. Da gab es Leute, die mich verklagen/verprügeln/ ja, sogar töten wollten. Und es war nicht einfach nur so dahergesagt. Durch meinen Mainchar war es anderen bekannt, dass ich des öfteren in einem Internetcafe spielte. Als ich dann so rumknödelte kamen plötzlich 2 Gestalten durch die Tür, mit einem Hamburger Akzent und schauten von Monitor zu Monitor. Dann hatten sie ihr Ziel erblickt. “Ey! Du bis doch der Spasti, Alter!” war der erste Satz, an dem ich mich noch erinnern konnte. Sie wollten mich durch die Tür zerren, aber hatten halt nicht damit gerechnet, dass sie plötzlich von 10 Leuten umringt wurden.
Wie kam dieser Hass auf Knödelbert zustande? Natürlich durch Provokation. Diese WoW-Community zumindest auf meinem Server war so von Ragekiddies und Erfolgsgeiern überflutet, dass sie scheinbar diesen steigenden Bekanntheitsgrad Knödelberts überhaupt nicht abkonnten. Viele steigerten sich so rein, dass über Stunden Beleidigungen wie “DU *****SOHN, ICH Liebsche DEINE MUTTER” per persönlicher Nachricht gespammt wurden.
Niemals habe ich solche Nachrichten ignoriert, sondern bis zum bitteren Ende die Meistergeschichte durchgezogen. (Zorn des Meisters, Kolbung usw.)
Einige Chatverläufe lassen sich noch unter “Literatur mit Knödelbert” auf Youtube finden.
Aber es war nicht nur die Provokation eben solcher Leute, die ich mit der ganzen Story im Sinn hatte. Viele spaßige Abende gab es, wenn sich die Orgrimmar-Gesellschaft einfand, um am Teich der Erkenntnis das heylige Orakel zu befragen, wann der Meister nun endlich erscheint.
Und wahrlich! Einst erschien der originale Rotzalot in Orgrimmar. Mitgebracht hatte er weise Sprüche, die er für 10 Goldtaler per Post versendete. Auf diese Weise wurden knapp 9700 Gold in die Schatzkammer Rotzalots gespült.
So entstand die Idee, die Schatzkammer des Meisters auffüllen zu müssen. So statteten wir unsere Mainchars aus. Und da der Meister begierig nach weiteren Artefakten lechzte, verlangte er immer mehr und mehr.
Am Ende meiner WoW-Zeit (kurz bevor Warhammer Online und ein DaoC-Freeshard gelauncht wurde) befanden sich etwa 84000 Goldtaler in der Schatzkammer Rotzalots.
In verschiedenen mmos zog ich diese Nummer durch. Nicht so exzessiv in Warhammer Online, dafür aber in SWTOR. Da SWTOR aber nach einiger Zeit mehr als langweilig wurde, fand ich dann den Weg zu Guild Wars 2.
Am Anfang habe ich tatsächlich einen Mainchar gelevelt. Es war der Gekolbte, den ich bis 68 oder so spielte. Die meiste Zeit jedoch war knödeln angesagt. Da sich die ehemaligen Leute meiner WoW Gilde in alle Winde verstreuten habe ich “ernsthaft” zumeist nur Solo gespielt. Da hatte ich mehr Spaß, die Lehren Rotzalots zu verkünden.
Anfänglich gab es auch viele Ragekiddies und Leute, die mMn das Spiel ein wenig zu ernst nahmen, jedoch war ich überrascht über die überwiegend positive Resonanz, die ich bezüglich des Knödelbert Schwachsinns erhielt.
Auch das Banverhalten von Arenanet war mehr als tolerant. In WoW hatte ich 6-7 Bans, SWTOR 4 oder 5. Bei Guild Wars 2 war es einer. Dieser wurde aber nach kurzer Korrespondenz mit dem Support wieder aufgehoben.
Ja, so konnte ich nun etwa 5 Jahre mit einigen längeren Pausen durchknödeln. Habe viel gelacht in dieser Zeit. Und so ging es denke ich mal vielen, die den Schwall Rotzalots im Chat erlebt haben. Es gab selbstverständlich auch diese eifrigen Melder und völlig verkrustete Humorlose, die bei dem kleinsten Anzeichen von “Unordnung” sofort den Finger heben oder sinnlos rumragen. Aber von allen mmos war Guild Wars 2 bisher das Schönste.
Auch kann ich die Banandrohung seitens Arenanet nachvollziehen. Einige Meldewütige haben mir scheinbar Pädophilie unterstellt (weil ich mal geschrieben hatte, dass der Meister die Waisenkinder in seiner Teppichmanufaktur kolbt, wenn sie nicht genügend Teppiche knüpfen). Ja, ich weiss. Es ist grenzwertig. Auch die Kolbengeschichte.
Aber ob man nun über Mario Barths Männer-Frauen-Witze lacht, oder den dahergesabbelten Knödelunsinn. Die Hauptsache ist doch, dass man lacht.
Der Arenanet-Gamemaster war auch der Einzige, der mir tatsächlich Gründe nennen konnte. Alle anderen schwangen nur kommentarlos den Banhammer.
Eine Sache noch: Ich möchte nicht, dass jetzt wütende Bastionsläufe auf Arenanet entstehen. Wenn es von Seiten des Guild Wars 2 Teams nicht in Ordnung ist, von des Meisters Kolben in Kolbenstein zu verkünden, dann ist das eine Entscheidung die ich zu 100% akzeptiere. Ich habe selten einen Entwickler erlebt, die ein Spiel zusammen mit der Community weiterleben lässt. Und auch ich habe 5 Jahre grenzwertigen Kram im öffentlichen Mapchat verkünden dürfen.
Wenn jetzt die Zeit gekommen ist, auf Wiedersehen zu sagen, dann soll es so sein.
Ich werde den Knödelbert noch einmal einloggen, um die Schatzkammer des Meisters unter die Leute zu verteilen. Einen genauen Termin kann ich nicht sagen. Aber ich weiss, wieviele Leute mich in die Friendlist eingetragen haben. Somit werden sie das letzte Erscheinen Knödelberts wahrlich miterleben.
In diesem Sinne:
Möge der Meister euch auch weiterhin wohlgesonnen sein! Möge sein prächtiger Kolben über eure Taten wachen! Möge sein heyliger Glanz euch stets erleuchten!
HALLELUJA!