Schwarze Schemen

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Posted by: BenjaminK.8792

BenjaminK.8792

Hi Leute!

Heute zur Abwechslung mal eine kleine Kurzgeschichte aus Tyria. Bezieht sich auf Llamaria Purpurea, die Sylvari-Waldläuferin aus meinem Artwork-Thread, den ihr ebenfalls in dieser Ecke des Forums findet.

https://forum-de.gw2archive.eu/forum/community/fangen/Maguuma-Magic/first#post391149

Freu mich wie immer über Kommentare, Ideen und Anregungen jeder Art :-)

Gruß an alle Spieler

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Posted by: BenjaminK.8792

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Obwohl der Urwald um sie herum immer dichter wurde, konnte Llamaria Purpurea der Fährte der Eindringlinge problemlos folgen. Diese war für ihr waches Auge leicht zu erkennen und je mehr Spuren sie sah, umso deutlicher wurde sie sich der Gefahr bewusst. Abgeknickte Zweige und winzige Kratzspuren in der Baumrinde lieferten schon seit zwei Tagen wertvolle Informationen. Kein Sylvari, nicht einmal die verhassten Späher des Alptraumhofes, hinterließen so eine Fährte.
Llamaria folgte der Spur mit schnellen Schritten. Sie war schlank, selbst für eine Sylvari, der dunkelgrüne Leib biegsam wie eine Gerte, die Bewegungen fließend und geschmeidig. Ihre langen, kraftvollen Beine trugen sie geschwind durch den Dschungel von Maguuma, die zierlichen Füße machten nicht das kleinste Geräusch auf dem weichen, moosbedeckten Boden. Ihre Augen waren von einem so tiefen Grün, dass es beinahe Schwarz war. Unablässig hielten diese Augen ihre Umgebung im Blick.
Der Urwald war ihr Zuhause. Von der rauen Ogham-Wildnis über die dampfenden Dschungel Maguumas bis hin zu den erhabenen Hainen des Caledon-Waldes erstreckte sich ihr Jagdrevier. Die Natur formte hier eine in Tyria einzigartige Landschaft. Die Wurzeln der riesenhaften Bäume waren zu einem vielschichtigen, geheimnisvollen Labyrinth verschlungen. Llamaria rannte gerade eine dieser Wurzeln hinauf, gleich einer breiten Rampe trug diese sie über die erste, bodennahe Schicht Vegetation hinaus. Die Luftwurzel stieg immer weiter an, schwang sich in einem eleganten Bogen zu unglaublicher Höhe auf, bevor sie sich verbreiterte und erneut dem Boden näherte. Drei solcher Wurzelbögen später und viele Pfeilschussdistanzen weiter westlich konnte Llamaria den Stamm des Baumes erkennen. Er war eine grüne, von abertausenden kleineren Pflanzen und Bäumen bewachsene Säule mit einem Durchmesser von über hundert Metern und er schien bis in den Himmel zu reichen. Schon längst bewegte sie sich im Halbschatten der unermesslichen Baumkrone. Grüngoldenes Licht sickerte durchs Blätterdach herab, durchdrang den warmen, feuchten Dunst und tauchte schließlich ein in die dunklen Schatten des Waldbodens.
Selbst von hier oben war die Spur der Eindringlinge zu erkennen, fast schon eine Schneise im Wald. Zur Seite geschobene Baumfarne kennzeichneten den Weg, wo sich massige Körper ihren Weg gebahnt hatten. Obwohl erst vor wenigen Zyklen erwacht, war sich Llamaria ihrer Sache absolut sicher. Die Sylvari mussten nicht wie die anderen Völker lernen, praktisches Wissen sammeln oder die immer gleichen Fehler von Generation zu Generation wiederholen. Sie schöpften aus dem reichhaltigen Angebot der kollektiven Erfahrungen ihrer ganzen Rasse. Ein Norn oder auch ein abgehärteter Mensch mochte sich im Laufe eines langen, mühevollen Lebens gewisse waldläuferische Fähigkeiten aneignen, aber Llamaria war schlicht damit geboren worden. Schon vor dem Erwachen aus dem Traum kannte sie mehr Gifte und Heilpflanzen beim Namen als die erfahrensten Kräuterweiber jemals auswendig lernen konnten.
Hier war nur ein Bruchteil ihres Könnens gefordert, denn im nun immer feuchter werdenden Grund traten die Spuren deutlicher hervor. Llamaria näherte sich in weiten Sprüngen wieder dem Waldboden, glitt eine Liane hinab und ließ sich in die Hocke fallen, um ihren Verdacht zu bestätigen. Die Fußabdrücke waren mehr als dreimal so groß wie die ihren und wesentlich breiter. Sie waren nach innen gekrümmt und hatten nur drei Zehen, die – den Löchern davor zu schließen – mit langen Klauen bewehrt waren. Am Ballen waren sie etwas tiefer als an der Ferse, die Eindringlinge bewegten sich also schnell, rannten möglicherweise sogar. Auch der große Schrittabstand legte diesen Schluss nahe. Vorsichtig fuhr Llamaria den schlammigen Rand eines der Fußabdrücke nach. Nichts bröckelte ab. Zusammen mit der Tatsache dass sich die Spuren noch nicht mit Wasser gefüllt hatten, wies dies darauf hin, dass sie schon sehr nahe dran war.
Entschlossen nahm sie die Verfolgung wieder auf. Weit konnten die Trolle nicht sein, denn es war zu still um sie herum. Das Summen der Funkenschwärmer war ebenso verstummt wie das Quaken der Pfeilgiftfrösche und das schrille Kreischen der Papageien. Llamaria nahm alle diese Eindrücke in sich auf. Ihre ganze Umgebung schien ihr Hinweise zuzuflüstern, tausend kleine Details, die sich in ihrem Geiste zu einem Gesamtbild zusammensetzten. Jetzt konnte sie die Eindringlinge sogar riechen. Ein saurer, penetranter Gestank hing in der Luft, der Geruch von nassem Leder und modrigen Kadavern.

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Posted by: BenjaminK.8792

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Sie scherte zur Seite aus, verließ die Fährte, um eine Abkürzung durch eine der tiefen Schluchten zu nehmen. Lianen und herabhängende Moosbärte streiften ihre Schultern, doch sie rannte unermüdlich weiter. Von den Schluchträndern tropfte Wasser herab und ließ einen üppig grünen Farnteppich wuchern. Morsche Bäume waren zwischen den Rändern verkeilt und bildeten ein Labyrinth. Am Boden sammelte sich das Wasser zu einem kleinen Bach, den Llamaria nun durchwatete. Hier bremste sie ihre Schritte, um auch das kleinste Plätschern zu vermeiden. Im Gehen zückte sie ihren Bogen und zog die Sehne auf. Die große Waffe –beinahe so lang wie sie selbst – hatte einen geschmeidige Schaft aus graugrünem Holz und war mit den purpurfarbenen Federn der urzeitlichen Laufvögel Maguumas geschmückt und der Handgriff mit lilafarbener Seide umwickelt. Probeweise bog sie ihn einmal durch, während sie am Schluchtende in Lauerstellung ging. Sie musste nicht lange warten, bis sie das Schnauben der Trolle vernehmen konnte, die sich ihrer Position näherten. Sie lockerte die Schultern und griff in den Köcher aus Schlangenleder. Wie von selbst glitt der erste ihrer Pfeile in ihre Hand. Trolle waren gefährliche Gegner, wenn sie ihr zu nahe kamen, würden die brutalen Kreaturen sie in Stücke reißen. Es galt so viele wie möglich aus sicherer Distanz ausschalten.
Sie stand auf und legte an. Dabei zielte sie weder am Schaft entlang, noch kniff sie dabei ein Auge zu, wie die meisten unprofessionellen Bogenschützen der Menschen. Vielmehr verließ sie sich darauf, dass ihr Instinkt und ihre überragende Hand-Auge Koordination den Pfeil ins Ziel schicken würden. Noch bevor die Trolle in Sicht kamen, schnellte der bis aufs äußerste gespannte Bogen vor und der erste von Llamarias Pfeilen erhob sich in die Luft. Er schwang sich hoch hinauf, schien einen Augenblick lang am Himmel zu hängen und stürzte sich dann wie ein Falke hinunter, die Schädeldecke des vordersten Trolls durchschlagend. Wie vom Blitz getroffen stürzte die Kreatur zu Boden. Die übrigen Trolle brüllten und ihre gelblichen Augen richteten sich auf die Umgebung. Einer deutete mit der hornigen, krallenbewehrten Hand in die Richtung, aus der der Pfeil gekommen war. Doch Llamaria hatte längst ihren Standort gewechselt. Hinter einem großen Baumstamm links des Waldpfades wartete sie, bis die Trolle näher kamen. Plötzlich trat sie aus ihrer Deckung, legte in einer einzigen geschmeidigen Bewegung einen weiteren Pfeil auf, zog die Bogensehne durch und schoss. Der Pfeil grub sich einem weitern Troll in die Kehle. Wütend sprang er auf sie zu, primitive Flüche ausstoßend. Doch dann gehorchten ihm seine Gliedmaßen nicht mehr richtig, er gab ein ersticktes Röcheln von sich und brach zusammen. Die übrigen Trolle stürzten sich nun auf Llamaria. Ihre grauschwarzen Leiber mit den Rückenstacheln wirkten ebenso abstoßend wie die gierigen Bewegungen ihrer Klauenhände und der bucklige Gang. Aus schleimtriefenden Mündern voller Reißzähne erklang ein bedrohliches Knurren, das Hass auf alle anderen Lebewesen ausdrückte.
Die Waldläuferin brachte einen weiteren Angreifer zu Fall, allerdings benötigte sie diesmal zwei Pfeile, da der erste in der dicken, ledrigen Trollhaut stecken blieb. Die verbleibenden Trolle verteilten sich, kamen hüpfend über Baumstämme und Luftwurzeln näher. Llamaria schoss jetzt ohne innezuhalten, mit unglaublicher Geschwindigkeit sandte sie purpurgefiederten Tod ins Urwalddickicht.
Dann duckte sie sich in letzter Sekunde unter dem Klauenhieb eines Dschungeltrolls weg. Die schwarzen Krallen streiften beinahe ihre Hauptblätter, rasierten durch die dahinter liegenden Bromelien und rissen einen Ast in Fetzen. Llamaria rollte sich ab, weiteren wuchtigen Hieben ausweichend. Wieder brachte sie den Bogen in Anschlag, doch bevor sie schießen konnte wurde ihr die Waffe aus der Hand geprellt. Sie sprang vor, hechtete unter den zuschlagenden Klauen des Trolls hindurch und trieb ihm den abgebrochenen Pfeil in den Oberschenkel. Die Bestie heulte auf und versetzte ihr einen Tritt, das schwielige Knie hämmerte gegen ihren Hals. Trotz der Schmerzen rollte sie sich seitlich weg, um dem trampelnden Krallenfuß zu entgehen, der beinahe ihren Hals zerstampft hätte. Dann verwandelte sich das triumphierende Gebrüll des Trolls in einen gepeinigten Schmerzschrei, als Llamarias Gift zu wirken begann. Die Mischung aus Schierling, Schattenaloe und rotem Blutfeuer sandte rasende Schmerzwellen durch den Troll. Seine knotigen Muskeln verkrampften sich, die Augen traten aus den Höhlen und er kreischte entsetzt, bevor das Gift seinen Herzmuskel überlastete und platzen ließ.

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Der letzte Troll jedoch hatte Llamaria nun in die Enge getrieben. Ihr blieb nur ein schneller Sprung in eine enge Kluft zwischen die mächtigen Wurzeln eines Ekku-Baums. Sie wand sich durch das enge Gewirr von glitschigen Wurzeln, den heißen Atem des Trolls im Nacken. Dieser tobte und fauchte etwas in seiner gutturalen Sprache. Llamaria brach tiefer ein, fiel durch eine Schicht totes Laub und fauliger Pflanzenreste. Knapp außer Reichweite des Trolls, der aufgrund seiner Größe nicht zwischen den Wurzeln hindurch passte, wollte sie ihr Obsidianmesser zücken, doch die letzte Waffe war ihr bei der Flucht entglitten. Zerfetztes Moos und Holzsplitter prasselten auf sie herab, als der rasende Troll versuchte, sich einen Weg in ihr Versteck zu bahnen. Sie hatte nur noch Augenblicke, bis die tobende Bestie das Wurzelwerk zu Spänen gefetzt hätte und sie zerreißen würde. Es war vorbei.
Und in diesem Moment tauchten Cruáchain und Aranw auf, die ewigen Begleiter Llamarias. Ihre geschmeidigen Bewegungen zeugten von purer, ungebändigter Kraft, die Muskeln spielten unter dem samtig schwarzen Fell und ihre Liebschee peitschten aggressiv hin und her. Die grüne Glut ihren Augen loderte auf, als sie erkannten, wie sehr die abstoßende Trollkreatur ihre Jagdgefährtin in die Enge getrieben hatte. In mächtigen Sätzen jagten die schwarzen Panther heran und sprangen dem Troll an die Kehle. Für einen winzigen Augenblick gelang es dem Monster, sich dem Ansturm aus Pranken und Zähnen zu erwehren. Er schleuderte Cruáchain von sich, obwohl dieser sich schon ich der Schulter des Trolls verbissen hatte. Aber Aranw grub seine Fänge ins Genick des Trolls und auch Cruáchain kam sofort auf die Füße, legte die Ohren an, bleckte die Lefzen und sprang erneut. Sogar Llamaria war aus ihrem Versteck heraus, hob das verlorene Messer auf und stieß es dem Troll in den Unterleib. Gemeinsam brachten sie die Kreatur zu Fall.

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Eine Stunde später tauchten die Hainhüter am Ort des Geschehens auf. Sie blickten sich verstört um, denn in den Bäumen hingen die Eingeweide der Trolle, ihre abgetrennten Klauen lagen auf einem Haufen. Eine von schwarzem Trollblut verklebte Llamaria spießte gerade den Kopf des Trollhäuptlings auf einen angespitzten Pfahl.
„Was tut ihr da?“, fragte der Anführer der Hainhüter, ein junger Sylvari namens Caelwyn. Seine Haut war glatt wie eine Kastanie, die Zweige auf seinem Kopf grün und unreif.
„Ich hinterlasse eine Botschaft für weitere Trolle“, entgegnete Llamaria. Ohne den Hainhüter anzusehen wischte sie sich das Blut aus dem Gesicht und schulterte ihren Bogen.
„Dann habt ihr diese Kreaturen getötet? Allein?“, fragte Caelwyn.
„Nein, nicht allein“, antwortete Llamaria und deutete auf die beiden schwarzen Schemen, die im nahen Dschungel umherschlichen.
„Diese… Botschaft“, sagte Caelwyn säuerlich, „deucht mich ein wenig barbarisch. Der Blasse Baum sieht es nicht gern, wenn seine Kinder solche Unbarmherzigkeit an den Tag legen.“
Llamaria tat einen drohenden Schritt auf den Hainhüter zu, so dass dieser instinktiv zurück wich. „Der Blasse Baum ist nicht HIER!“ Sofort sprangen Aranw und Cruáchain hinzu, von der lauten Stimme ihrer Gefährtin alarmiert. „Ihr Hainhüter mögt euch damit begnügen die Lichtungen und Dörfer zu bewachen, aber der Krieg beginnt hier draußen im Dschungel.“
„Wir haben keinen Krieg“, begann Caelwyn.
„Nein?“, konterte Llamaria. „Trolle wie diese hier überfallen immer häufiger unsere Wälder. Die Lakaien des Alptraumhofes schänden unsere heiligsten Haine. Am Sleive-Zufluss stinkt es nach den Untoten und im gottlosen Sumpf regen sich noch ältere, dunklere Dinge. Wir haben Krieg, auch wenn ihr es noch nicht erkannt habt oder euch weigert es zuzugeben.“
Caelwyn schluckte, unsicher wie er auf die harschen Worte der Waldläuferin reagieren sollte.
„So kommt wenigstens mit uns nach Astorea, um euch mit unseren Vorgesetzten zu beraten“, schlug er vor.
„Nein, ich sollte längst wieder unterwegs sein. Meine Fallen müssen überprüft werden. Wer weiß, was noch alles da draußen herumschleicht.“
„Kommt mit uns“, wiederholte Caelwyn. Die übrigen Hainhüter traten verlegen von einem Fuß auf den anderen. Farnhunde waren sie zwar gewöhnt, aber die Anwesenheit der beiden Panther machte sie nervös.
„Eure Vorgesetzten werden auf mich verzichten müssen“, stellte Llamaria klar. „Ich gehe.“
„Ihr werdet uns begleiten“, widersprach Caelwyn, doch Aranw bleckte die Zähne und das tiefe, kehlige Knurren überzeugte den Hainhüter, dass es wohl gescheiter wäre, Llamaria ziehen zu lassen.
„Wo wollt ihr hin?“, rief er ihr nach, als sie sich umdrehte und mit großen Schritten davonging. Einige der Hainhüter folgten ihr halbherzig, doch der Dschungel hatte sie nach ein paar Schritten verschlungen. Llamaria war zwischen den Blättern unauffindbar.
„Wo wollt ihr hin?“, schrie Caelwyn in den Urwald hinein.
Er bekam nie eine Antwort, aber ein leises Rascheln im Dickicht und das rollende Brüllen der Panther sagte ihm, dass Llamaria Purpurea wieder auf der Jagd war.