Tequatl - Schrecken der Splitterküste

Tequatl - Schrecken der Splitterküste

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Posted by: Kyoga.5670

Kyoga.5670

Die Nacht hat sich über den Funkenschwärmersumpf gesenkt. Die Splitterküste ist in einen unheimlichen grünen Dunst gehüllt. Ein beißender, fauliger Geruch liegt in der Luft und die relative Stille der Nacht wird immer wieder vom Gestöhne untoter Fischköpfe unterbrochen, die aus dem Morast der küstennahen Sandstrände hervorbrechen und bei ihrem explosivem Ableben gerne einmal den einen oder anderen unachtsamen Abenteurer zerfetzen. Selbst bei Tageslicht hätte das Revier Tequatls in dem Zustand keinen sonderlich guten Eindruck hinterlassen. Die verderbten grünen Rauchschwaden, die jedem Lebenden ein brechreizerregendes Gefühl verschaffen und das lebenspendende Atmen zu einer widerlichen Angelegenheit verkommen lassen, lassen bei Tage kaum einen wärmenden Lichtstrahl durch.

Caroc Garnetgulf, seines Zeichens Legionär der Eisen-Legion und Teil eines Hilfstrupps, der den Pakt-Truppen an der Splitterküste zur Verfügung gestellt wurde, war im Grunde froh, dass es Nacht war. Tagsüber sah man unter dem Schleier des Untodes genauso schlecht wie nachts. Dafür heizte sich das Areal nachts nicht auf, wie tagsüber, was die Angelegenheit schon etwas angenehmer gestaltete. Es machte das Atmen nicht leichter, das Zielen mit dem Gewehr war nach wie vor nur über ein paar Meter möglich und die schemenhaften Gestalten der eigenen Kameraden waren auch bei Nacht kaum von den wankenden Silhouetten der Untoten zu unterscheiden. Aber wenigstens fühlte es sich nicht so an, als würde das eigene Rüstzeug zu verfluchtem Unleben erwachen und einem an den Kragen wollen.

Gemeinsam mit den Truppen des Paktes, den wenigen die man von der Front abziehen konnte, ohne die Operation gen Arah zu gefährden, hatten sich die hier einheimischen Hylek mit unzähligen Abenteurern aus ganz Tyria versammelt, um einer neuen alten Bedrohung entgegen zu treten. Einer von Zhaitans Leutnants, Tequatl der Sonnenlose, zog seit einiger Zeit in den Gewässern nahe der Küste seine Kreise. Und immer mal wieder war der untote Drache an Land gekommen, hatte eine Flut von Untoten über die Verteidigungsanlagen gebracht und den sagenumwobenen Djannors zu einem Ort des Grauens gemacht. Bislang hatte man sich seiner aber erwehren können. Er war, wie beispielsweise der Zerschmetterer in fernen gebrandtmarkten Ländern, ein wohlbekanntes Übel gewesen und es hatte nie allzu großer militärischer Macht bedurft, ihn zurückzuschlagen. Doch nun war etwas in ihn gefahren. Seine Macht war exponentiell angestiegen und plötzlich reichten die paar Schatzjäger nicht mehr aus, die den Drachen nur der Beute wegen bekämpften, um der Gefahr Herr zu werden.

Auf einen Hilferuf des Paktes hatte sich nun eine ansehnliche Armee versammelt. Die hier versammelten Truppen kümmerten sich längst nicht mehr um kulturelle Streitigkeiten. Doch ebenso wenig kümmerten sich die meisten von ihnen um klare Taktiken in größeren Gefechten. Die meisten hier waren es gewöhnt, alleine zu kämpfen. Caroc kannte dass nur zu gut. Es waren Glücksritter, keine Soldaten. Doch mehr war ihnen in dieser Zeit nicht vergönnt. Glücklicherweise hatte sich unter den vielen Freibeutern, Kriminellen mit komischen Rufnamen und sich nur auf Kauderwelsch unterhaltenden Irren ein Mann finden lassen, der fähig war, die unterqualifizierten Befehlshaber des Paktes abzulösen und die Sache selbst in die Hand zunehmen. Kommandeur Aizenhower, ein verboten fetter Norn, der sich dem Diebeshandwerk verschrieben hatte und es dennoch für nötig hielt, sich in einem knallrosa Blättergewand der Sylvari an einen der derzeit gefährlichsten Orte des Kontinents zu begeben, sprach mit dröhnender Stimme zu den hier versammelten. Im Hintergrund sprangen ein paar hyperaktive Menschen, beseelt durch die neuartige Sprungplatten-Technologie der Asura, die wohl dem Blitz-Aspekt der Zephyriten nachempfunden war, durch die Luft, unbeeindruckt von der Strategiebesprechung am Boden. Caroc Garnetgulf rollte nur mit den Augen, angesichts solchen Verhaltens, und spitzte lieber seine vier Ohren, um alles hören zu können.

Kommendeur Aizenhower hatte sich einen guten Plan zurecht gelegt. Beim ersten Angriff des erstarkten Drachen-Leutnants hatte er dessen neuerworbene Fähigkeiten genaustens unter die Lupe genommen, weshalb er sich nun einbildete den absolut unanfechtbar, legendär zu nennenden, perfekten Plan erdacht zu haben. Die sich ständig weiter verhärtenden Schuppen Tequatls sollten von fähigen Schützen, die Geschütztürme der Hylek bemannten, durchdrungen und vernichtet werden, bevor sie dem verderbten Monster allzu großen Schutz boten. Kleine Trupps von fähigen Kämpfern sollten die Geschützmannschaften sichern, während der Hauptteil der Streitkräfte sich darauf konzentrierte, Zhaitans Knecht ein weiteres Mal einen Scheitel zu ziehen. Caroc war dem Defensiv-Trupp zugeteilt und lies es sich nach der Besprechung nicht nehmen, erstmal in aller Ruhe, und mit geschultem Auge, seinen Platz bei den östlichen Geschützen zu besichtigen. Es war ein Witz, fand der stämmige Charr. Die ‘Verteidigungspositionen’ waren absolut offen für Angriffe. Da waren keinerlei Barrikaden, um den Vorstoß des Feindes zu bremsen. Nichts! Nur hastig zusammengeflanschte ‘Geschütze’ der Bauart ‘primitiv’ und ‘superbillig’ und ein paar Werkzeugkästen, damit man im Eifer des Gefechtes noch mal eben Hand an die Geschütze legen konnte. Caroc strich sich seufzend durch seine graue Mähne und starrte die Hylek-Geschütze an. Das waren Fliegenklatschen, nicht mehr! Und mit gerade mal sechs Stück davon würde man gegen einen wahnsinnigen Drachen nichts ausrichten können! Aber im Moment blieb ihm nichts anderes übrig, als die Fakten zu akzeptieren. Mehr war eben nicht da.

Die Asura hingegen hatten ihren Teil zur Verteidigung beigetragen und eine riesige Kanone in Stellung gebracht. Leider war es Caroc nicht gelungen, diese grauhäutigen Gnome dazu zu zwingen, die Kanone vor der Schlacht aufzuladen. Aus irgendeinem Grund wollten die es erst während der Schlacht machen. Selbst Carocs liebenswürdigste Versuche den kommandierenden Winzling, unter Androhung des Einführens von Bunkerbrechergeschossen in dafür nicht vorhergesehene Körperöffnungen, davon zu überzeugen sein aberwitziges Vorhaben umzuplanen, hatte ihm nur seelenlose Blicke und eine Bemerkung über einen gewissen ‘Gluteus Maximus’ eingebracht.

Da waren sie nun also: Eine bunt zusammengewürfelte Bande von Glücksrittern die an der Seite von ein paar Froschviechern und selbstdarstellerischen Pakt-Soldaten, von denen garantiert nicht mehr als ein gutes Dutzend vor Ort waren, gegen einen der derzeit gefährlichsten Drachendiener kämpfen sollte. Caroc wusste beim besten Willen nicht ob die in Aussicht gestellte Beute dieses Unterfangen wirklich wert war. Aber noch bevor er es sich anders überlegen konnte, klärte sich die Sicht urplötzlich. Ein Windstoß, vom Meer her kommend, trieb die stinkende grüne Wolke, die über der Splitterküste gehangen hatte, weg und erfüllte die Luft einerseits mit erfrischend salzigem Seeduft, andererseits aber auch mit einem unheimlichen Grollen aus den Tiefen des Meeres. Die Hylek wussten sofort was Sache war und schrieen aus, dass Tequatl eingetroffen war! Wenig später brach die vertraute Gestalt von Zhaitans Stiefelknecht Nummero Uno, vormals vermutlich eher Décimo, aus dem Wasser hervor und landete, wie immer, auf dem kleinen ruinenbeLiebscheten Bergchen, das der Küste vorgelagert war, bevor er sich ins seichte Gewässer der Küste schwang und die versammelten Abenteurer mit einem unerwartet lebendigen Schrei begrüßte.

Warum man nie auf die Idee gekommen war Tequatls Landungsberg einfach zu verminen und in die Luft zu jagen wenn er kommt, war Caroc in dem Moment fast einerlei. Er konzentrierte sich lieber darauf, die urplötzlich aus dem Boden schießenden Untoten in Schach zu halten und der Geschützmannschaft Deckung zu geben. An der Front bließ Kommendeuer Aizenhower derweil zum Angriff. Der massive Pulk aus etlichen Glücksrittern setzte sich fast schon synchron in Bewegung und hielt stur auf den untoten Drachen zu. Das nun folgende akustische Drama ist leider nicht mehr mit Worten zu beschreiben. Von überall erschallten plötzlich beherzte “Haltet die Stellung!”-Rufe, das Orchester im Hintergrund spielte die fetzigste Kriegsmusik diesseits der Nebel und Tequatl stimmte gewohnt unmelodiös in die Kakophonie. Nichts klang mehr anständig, alles verschwamm zu wildem Kriegsgetöse, weshalb Caroc schon wenige Momente nach Beginn der Schlacht einfach die Ohren verschloss und sich auf sein eigenes Klangorgan konzentrierte, um den nahen Verbündeten neuen Mut zu verleihen.

Auch die letzten sprungverrückten Menschlein in den hintersten Reihen bekamen nun mit, dass der verrottete Adler gelandet war, und stürmten zur Front. Vorbei an den Geschützen, wo Caroc heftig mit aus dem Boden brechenden Tentakeln zu kämpfen hatte, die, wunderbar platziert, gleich zwei Geschütze auf einmal gefährdeten. Mit dem Heranstürmen der Nachzügler brach die enge Formation der Fronttruppen nun auch bereits ein wenig auseinander. Der untote Wurm nutzte diese Momente aufziehender Unruhe in den feindlichen Reihen sofort aus und hieb mit seinen mächtigen Pranken auf den sumpfigen Boden. Wie aus dem Nichts türmte sich sofort eine kleine Welle auf, die sich unaufhörlich auf die Glücksritter zuschob. Glücklicherweise hatte Kommandeur Aizenhower dies bei der Strategiebesprechung bereits erwähnt und so kannten die meisten der Kämpfer ein gutes Mittel gegen die Welle. Während so mancher mutiger Krieger einfach drüber sprang, stürzten sich andere sich einfach frontal hindurch, wichen zur Seite aus oder zogen sich gar kurz zurück. Dieses recht seltsam anzusehende Ausweichen hatte aber wohl den gewünschen Erfolg. Die Welle verschonte jene, die sich so clever retteten. Andere hatten nicht dieses Glück. Jene die bei der Besprechung gepennt oder sich mal eben eine Käse-Sahne reingedreht hatten, wurden eiskalt erwischt und zurück gestoßen. Ein paar Unglückseelige blieben ächzend am Boden liegen, wurden aber von ihren treuen Kameraden sogleich wieder aufgerichtet. Die Formation bröckelte, schloss sich aber bald wieder zusammen. Aus allen Rohren feuernd folgte man Aizenhowers simpler Regel Nummer Eins: Mach Schaden!

Doch wie sehr sie sich auch anstrengten, ihre zwielichtig schimmernden Großschweiter in die Pranken des Drachen versenkten und seinen Leib mit Kugeln, Pfeilen und Einhörnern schmückten, es schien den Drachen nicht zu kümmern. Im Gegenteil. Er schien sie sogar noch auszulachen. Letztlich erdreistete er sich sogar dazu, ihnen seinen klumpigen Schnodder entgegen zu husten. Wer von den widerlichen bräunlichen Ballen getroffen wurde, wurde merklich zurückgestoßen. Die breite Fächerung dieses Schnodderangriffs veranlasste den Trupp dazu, sich noch ein wenig mehr zu verteilen. Die Formation ging bereits in den ersten Minuten in die Brüche, woran auch die immer heftiger formulierten Rufe des Kommendeurs nichts ändern konnten. Jener wandte sich schließlich mit hochrotem Kopf der Geschützmannschaft zu, doch seine, mit norn’schen Schimpfwörtern geLiebscheten, Befehle drangen garnicht erst zu den Adressanten durch. Die Schützen waren heilauf damit beschäftigt, den sich ständig bewegenden Drachen im Visier zu halten. Irgendwie verloren sie ihren Fokus immer mal wieder und feuerten die superwichtigen Schuppendurchdringer auf ein völlig falsches Ziel, was Tequatl wiederum Zeit gab, seine Verteidigung zu verbessern und noch weniger Schaden zu fressen. Die Verteidiger waren in wilde Kämpfe verstrickt. Untote strömten von allen Seiten heran und Caroc verfluchte mehr als einmal das absolute Fehlen von Barrikaden, Minen oder anderen Fallen, mit denen man das Areal hätte sichern können. Doch nicht nur dass machte ihm zu schaffen. Nein, neben all den hammerschwingenden Untoten, die ihn in regelmäßigen Abständen zu Boden schleuderten, kamen immer wieder auch sehr sehr mächtige Untote, an denen sich dann die ganze Verteidigungsmannschaft die Zähne ausbeißen konnte. Dass wiederum lies die wertvollen Schützen ungeschützt und machte sie leicht zur Beute von weiteren Untoten. Und als wäre das noch nicht genug beschloss Tequatl nun auch noch, den versammelten Abenteurern seinen bestialischen Gestank um die Ohren zu hauen. Neben den Tentakeln, den sporadisch in den Strand gehauenen Wellen und den Untoten, traten nun auch noch überall übelriechende Giftwolken auf, die selbst dem gestandensten Wächter in kürzester Zeit die Leviten lesen konnten. Das Schlachtfeld verwandelte sich mehr und mehr in ein Schlachthaus. Nur ohne Dach, dafür aber mit reichlich Tod. Die Verteidiger fielen wie die Fliegen. Tequatls Wellen wurden stärker. Wenn sie einen nicht töteten, spülten sie einen doch zumeist in ein Stinkefeld. Den Rest regelte dann die Biologie.

An der Front herrschte Chaos. Kommandeur Aizenhower brüllte Befehle, aber niemand hörte mehr zu. Alle verteilten sich soweit es ging. Viele starben bei dem Versuch, hingefallenen Kameraden wieder auf die Beine zu helfen. Andere versagten bei dem Versuch Tote wieder lebendig zu streicheln. Das Schlachtfeld wurde zunehmend beLiebschet mit Leichen und Aizenhower brüllte die Toten an, sie mögen doch bitte von selbst wiederkommen und nicht einfach nur tot in der Gegend rumliegen. Gerade als Aizenhower einen weiteren Blick in Richtung der Geschütze riskieren wollte, erhob sich eine mächtige Wand aus Knochen vor Tequatl und schnitt einen Teil der versprengten Fronttruppen vom Rest der Armee ab. Auch Kommandeur Aizenhower war nun hinter dem Knochenwall, stellte aber schnell fest, dass er keineswegs gefangen war. Man konnte eigentlich gut darum herumgehen, doch war es ihm nun, aus irgendeinem Grund nicht mehr möglich Tequatl Schaden zuzufügen. Dem adipösen Norn ging umgehend der Gemüsehelm in Flammen auf und er drosch mit allem auf den Drachen ein was er aufbieten konnte. Aber es brachte nichts, außer einem Grinsen von Seiten Tequatls. Warum sich der Drache in diesem unbesiegbaren Zustand hinter einer Knochenwand verschanzte war Aizenhower unklar. Er wusste nur, dass die Wand womöglich in Zusammenhang mit den undurchdringlichen Schuppen des Drachen stand. Seine Mitstreiter reagierten, noch bevor er etwas sagen musste, und hieben auf die Knochenwand ein. Auch von der anderen Seite wurde heftigst auf die riesigen Knochen eingedroschen.

Während man an der Front versuchte, Tequatl wieder bearbeitbar zu machen, fühlte sich Caroc Garnetgulf bei den Geschützen wie ein Ball bei einem dieser unsäglichen Balltret-Spiele der Menschen. Untote Krait krochen aus dem Morast und warfen mit Speeren und Lassos nach der Verteidigungsmannschaft. Sie zogen sie zu sich, wollten sie angreifen, waren aber nicht intelligent genug, ihr Vorhaben abzusprechen. So kam es schon mehrmals vor, dass die übereifrigen Lassowerfer sich gegenseitig die Beute streitig machten. Caroc traf es besonders schwer. Er wurde zwischen den Krait hin- und hergerissen, unfähig Gegenmaßnahmen ergreifen zu können, und merkte bei all dem so langsam überdeutlich, dass es ein Fehler gewesen war, sich mit einer doppelten Ration Dolyak-Steak auf den Kampf vorzubereiten. Die gammeligen Kraitzombies kümmerte es freilich kaum, dass der gräuliche Charr unterm Fell grün anlief und sie mit seinem Essen beglückte. Die Geschützmannschaft hingegen begann sich bei diesem Verhalten lautstark zu beklagen, wo den verdammt nochmal der versprochene Schutz sei! Tatsächlich waren die Schützen mehr oder weniger auf sich gestellt. Die Verteidiger wurden ihnen einfach entrissen. Sei es nun durch Kraitlassos oder giftige Dämpfe. Sie selbst mussten aber auch immer wieder ihre Stellung verlassen, wenn Tequatl die Geschützstellungen mit seinem Odé Zhaitan besprühte. Selbst in mitten dieses kafka’esken Chaoses gab es dann aber noch ein paar gewiefte Blitzmerker, die diese Form von Ausweichen prompt als Fahnenflucht deklarierten und lautstark kundtaten, die Geschützmannschaft bestünde nur aus hasenfüßigen Vollidioten, die nichtmal mit einer Hylek-Kanone schießen könnten. Einer der letzten Schützen, Brad Bradsson, hingegen hatte ein ganz anderes Problem. Von den Dämpfen und Krait war er weitestgehend verschohnt geblieten. Selbst die Tentakel hatten sein Geschütz nicht weiter beschädigen können. Dafür machte ihm etwas ganz anderes zu schaffen. Sein Geschütz streikte urplötzlich einfach! Es verweigerte ihm den Dienst und als Brad missmutig seinen Streitkolben schnappte, um dem unbotmäßigen Stück Hylek-Dung zu zeigen, wer hier die Kettenhosen anhatte, überreagierte das Geschütz plötzlich und führte alle Befehle Brads auf einmal aus.
Die Verwunderung Brads wurder aber jäh beim lautstarken Bersten des Knochenwalls an der Front unterbrochen. Die Überlebenden der Streitmacht sammelten sich zwischen den stinkenden Leichenbergen und bließen zur zweiten Runde. Ein neuer Angriffsversuch musste her! Doch gerade als Kommandeuer Aizenhower seine verbliebenen Mannen sammeln wollte, den überall herumliegenden Rest hatte er längst aufgegeben, erhob sich ein liebliches Stimmchen über den Schlachtenlärm. Erhobenen Hauptes schritt Kommandeurin Juxx über das Schlachtfeld, wackelte eifrig mit ihren langen Schlapperohren und war sich nicht zu fein absolut jeden taktischen Fehler der geschundenen Streitmacht einzeln zu erwähnen und mit einer Vielzahl asurischer Kraftausdrucke zu strafen. Mit loderndem Zorn, neben dem Gaheron Baelfire ein nasses Streichholz in einem dunklen Keller war, vergass Aizenhower für einen Moment den ganzen Trubel und widmete sich einzig und allein dem Wortgefecht mit dem asurischen Usurpator. Tatsächlich maßte sich Juxx an, fähig zu sein, die Schlacht noch zum Guten zu wenden. Mit Flüchen, bei denen selbst ein gestandener Löwensteiner rot angelaufen wäre, wollte sie die Leichenberge animieren, sich selbst zu reanimieren. Als dies nicht umgehend fruchtete, sprang sie wie wild auf und ab und brachte ihr ganzes Arsenal cholerischer Salven-Techniken zum Einsatz. Ohne Erfolg, wie man vieleicht anmerken sollte.
Während der kleine graue Gnom in aller Pracht die Unfähigkeit der anwesenden Kämpfer beschrieb, lies Tequatl seinen Blick ruhig über das Schlachtfeld streifen. Alles stank. Die Geschütze, die seinen Ausdünstungen gefährlich werden konnten, lagen in Trümmern darnieder. Die verbliebenen Defensiv-Truppler, die nicht im Krait-Ping-Pong gefangen waren, bemühten sich zwar, die Hylek-Kanonen wieder aufzubauen, wurden aber immer wieder von umherschwingenden Tentakeln daran gehindert. Caroc, der sich inzwischen von den Krait hatte loseisen können, schaffte es zwar noch, eines der Geschütze notdürftig zusammenzuflicken, ging aber wenig später zu Boden, als ein muskelbepackter Haufen Ex-Charr der Marke Champion ihm von hinten eins mit dem 60iger Eisen überzog. Caroc einen Moment kleine Tequatls um seine Hörner flattern, ehe ein zweiter Schlag ihm den Rest gab. Die nun folgende außerkörperliche Sichtweise des Geschehens ermöglichte es Caroc zuzusehen, wie der eigentlich verdammt große Norn-Kommandeur Aizenhower humpelnd vor zwei noch sehr viel gewaltigeren Norn-Zombies flüchten wollte. Als jene jedoch explodierten, raubten sie dem rosaroten Befehlshaber auch noch den letzten Nerv und rangen ihn somit nieder. Keuchend und von Wutanfällen geschüttelt blieb Aizenhower letztlich nurnoch eines. Der wiedereinmal heranrauschenden Welle Tequatls in die nicht vorhandenen Augen zu starren, bevor er davon weggerissen wurde und gemeinsam mit Kommandeurin Juxx in einer Ecke des sumpfigen Strandes regungslos liegen blieb.

Untermalt von dem flammenden Geschrei der Toten unternahmen die wenigen Hinterbliebenen einen letzten verzweifelten Angriffsversuch auf den Sonnenlosen. Brad Bradsson konnte nurnoch zusehen. Er war vollkommen entkräftet. Die wilde Kakophonie schmerzte ihm in den Ohren, da er nicht weise genug gewesen war, es Caroc gleichzutun und einfach die Ohren zu schließen. Traurigen Schrittes wankte er den Asura bei der Megalaser-Kanone entgegen und lies sich auf die vier Buchstaben fallen. Einer der dort wartenden Asura biss gerade in sein Pausenbrötchen und riskierte dabei einen Blick auf sein chronomagisches Tempusometer. Dabei stellte er fest, dass nurnoch ‘wenige Sekunden’ verblieben. Der genaue Sinn dieser Worte entzog sich dem geschundenen Brad jedoch. Der namenlose Asura zuckte nur mit den Schultern und wies in Richtung Tequatl. Jener hatte sich derweil wieder hinter einer Knochenwand in Stellung gebracht. Brad sah gerade rechtzeitig hin, um ein Wunder erleben zu dürfen. Die versprengten Überreste der Glücksritter-Armee hatten es alleine geschafft, den Trutzwall niederzuringen. Bräunlicher Staub versperrte jetzt aber die Sicht und nahm den letzten Fronttruppen den Blick auf die herannahende Gefahr. Eine weitere Welle, ausgelöst von Tequatls gefährlichem linken Haken, rauschte in der Deckung der bräunlichen Staubwolke heran und nahm auch noch dem letzten Rest der Truppen das Leben.
Der Drachte lachte. Mit einem Mal hechtete Zhaitans Diener vorwärts, hielt genau auf den Megalaser zu. Unbeeindruckt von dem herannahenden Monster des Todes, dass gerade eine ganze Armee abgeschlachtet hatte, ohne auch nur zehn Prozent seiner Lebenskraft zu verlieren, futterte der diensthabende Asura weiter seine Fettbemme und sah zu, wie Tequatl seine mächtigen Reißzähne in die Kanone versenkte. Mit einem mächtigen Ruck riss er das Geschütz aus seiner magnetomagischen Verankerungshalterung und schleuderte sie auf gut Glück ins Nirgendwo. Anschließend tollte er fast schon tänzelnd über das leichenbeLiebschete, mit Drachenschnodder und Schweiß verzierte Schlachtfeld und sprang wieder auf seinen Lieblings-Landungsberg. “THIS WASN’T EVEN MY FINAL FORM!” schrie er den regungslosen Totalversagern auf gebrochenem drakonisch zu, ehe er mit Daumen- und Zeigeklaue der rechten Pranke ein L an der Stirn andeutete und sich munter zurück in die Fluten stürzte.

An der Splitterküste kehrte wieder Ruhe ein. Hinter Tequatl schloss sich der nur allzu vertraute Schleier aus üblen Ausdünstungen und den Schreien aus dem Boden sprießender Fischköpfe. Nichts rechte sich mehr am sagenumwobenen Djannor. Die Geister der geschlagenen Abenteurer klagten einander noch lange ihr Leid, ehe sie sich mit ihren Leichen auf zum nächsten asurischen Wegpunkt in Löwenstein machten. Die Kommandeure Aizenhower und Juxx lagen noch ein wenig länger da und drohten einander mit Anzeigen beim obersten Aufsichtsrat Tyrias, vonwegen ‘Absichtlicher Unfähigkeit’ und ‘Manipulation’. Brad Bradsson kehrte wenig später noch einmal zu der Küste zurück. Am Strand konnte er ein weites Minenfeld untoter Fischköpfe entdecken, die fröhlich um die Wette stöhnten und herumstreunende Abenteurer in den Tod rissen, während jene noch damit beschäftigt waren, die Frage zu formulieren, ob Tequatl denn schon da gewesen wäre. An den geborstenen, von den Hylek eher schlecht als recht wieder zusammengeflickten Geschütztürmen, traf Brad Bradsson schließlich auf Caroc Garnetgulf. Besser gesagt, dessen Leiche. Brad nutzte den Moment, in dem gerade kein Zombie-Karpfen nach seinem Leben trachtete, und streichelte den Charr zurück ins Leben. Gesenkten Hauptes machten sich beide anschließend, sehr vorsichtig, auf den Weg zurück zum Labor der Vereinten Arkanisten. Die beiden kannten sich kaum, besprachen aber dennoch ersteinmal ausgiebig das eben erlebte. Beide kamen zu dem Schluss, dass man sich garantiert nicht nochmal in eine derartige Schlacht stürzen würde. Schon garnicht, wenn man am Ende nur eine garantiert verschwindend geringe Chance auf wirklich wertvolle Beute hat. Caroc gab noch einen kryptischen Kommentar ab, vonwegen ‘für einen Haufen Grünes und Blaues, und das obligatorische Gelbe, würde er dass garantiert nicht mitmachen’ ehe er sich verdrückte. Brad lies den Kommentar einmal so um Raum stehen und kümmerte sich um die Reparatur seiner Ausrüstung, ehe er dem Lockruf eines Weges in Gaheron Baelfires Flammenzitadelle nachgab.

Drakkar-See[DE]
“Ein Mensch ist so groß wie die Dinge, die ihn erzürnen.” – Zenmai, GW1

(Zuletzt bearbeitet am von Kyoga.5670)

Tequatl - Schrecken der Splitterküste

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Posted by: Silberdolch.1537

Silberdolch.1537

Genial fehlerloses Wortmärchengemetzel vom Feinsten.. begeisterungswert!