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Dungeons in GW2

in Fraktale, Verliese und Schlachtzüge

Posted by: Brick.7840

Brick.7840

Ich empfinde es gelinde gesagt als bedenklich, wie vielen Nutzern hier so leicht ein “die, dies zu schwer finden, sind doof” oder vergleichbares über die virtuellen Lippen kommt.

Schön, dass ihr keine Probleme habt, euch an ein für viele neues “System” zu gewöhnen. Aber habt ihr es wirklich nötig, eure Kompetenz zu unterstreichen und aufzuwerten, indem ihr derartig markige Cowboy-Sprüche klopft?

Im Grunde genommen kann man hier nämlich sehr wohl die Schuld beim Hersteller suchen. Der hat es nämlich – aus Gründen, die sich mir so nicht erschließen – unterlassen, das zu tun, was sich selbst bei Herstellern von, sagen wir, “Standardware” eingebürgert hat: eine vernünftige Hinführung.

Ähnlich wie bei TSW wird der Spieler in die Welt geworfen und erhält nur sehr lückenhaft Einblick in die Mechanik hinter der Fassade – und die Einblicke, die man ihm gewährt, finden eigentlich ausschließlich textbasiert statt. Optimales Lernen sieht aber anders aus – da lässt man den Lernenden selbst arbeiten, und zwar an progressiv komplexer/schwerer werdenden Aufgaben.

Für einen versierten Spieler mag das kein Problem darstellen, eventuell macht das für den ein- oder anderen Spieler auch einen gewissen Reiz aus, selbst rumzutüfteln, bis man raus hat, wie der Hase läuft. Man darf sich aber nicht der Illusion hingeben, die Fähigkeit, so etwas zu tun, sei gottgegeben oder gar selbstverständlich.

Ich persönlich spiele seit über 2 Dekaden Videospiele – für mich war die Umstellung (obschon ich GW1 gespielt habe) happig im ersten Dungeon – machbar, aber man musste schon etwas völlig neues lernen, und das von Knall auf Fall . Dass ich das hinbekomme, darauf bin ich aber nicht stolz. Das ist das natürliche Produkt von Übung, die an sich weder eine Errungenschaft, mit der man prahlen kann, noch ein Schandfleck ist – und schon gar nicht ist sie selbstverständlich.

Gerade mit einem System, das so sehr von der auf dem Markt etablierten Norm abweicht, hätte es in meinen Augen mehr als dringend notgetan, den Spieler optional ans Dungeonspiel heranzuführen mit einem erklärenden, sanfteren Einstieg.

Was in den Dungeons passiert, unterscheidet sich so markant und grundlegend von dem, was die 30 level zuvor passiert ist – auch im Bereich Gruppencontent – dass es eigentlich ein vollkommen anderes Spiel ist auf rein mechanischer Ebene.

Es fehlt, um es deutlich zu sagen, ein vernünftiges Tutorial. In den Katakomben prasseln so viele neue Elemente auf den ungeübteren Spieler ein, das ich sehr gut nachvollziehen kann, dass so mancher die Fahnen streicht und sagt “Ich sterb pausenlos und hab keine Ahnung warum”.

Auch als geübterer SPieler sollte man den Blick dafür bewahren, dass die eigene Biographie eine andere ist als die der meisten Mitspieler und dass jemand, der nicht die Erfahrung mitbringt, die man selbst hat, trotzdem ein brauchbarer Mitstreiter sein kann und auf jeden Fall das Recht hat, auch Spaß am Spiel zu empfinden. Man kann natürlich die Forderung nach “bitte leichter” ablehen – ich selber finde das auch nicht angebracht – aber man sollte schon die durchaus realen und nachvollziehbaren Probleme ungeübterer Spieler zur Kenntnis und vor allem ernst nehmen und nicht als Bühne für das Kokettieren mit den eigenen atemberaubenden Videospielkünsten mißbrauchen. Denn schlußendlich haben wir doch ungeachtet unserer Vorgeschichte alle das gleiche Interesse, nämlich Spaß am Spiel zu haben.

Ich freu mich über jeden Mitspieler, der gerne seine Zeit in Tyria verbringt – und gerade deswegen fände ich einen echten Einsteigerdungeon, in dem (meinetwegen auch verbrämt in “ingamesprech”) die wichtigsten Prinzipien und auch die Unterschiede zur gebräuchlichen und verbreiteten holy trinity erläutert werden, dringenst angeraten.

Mit Dummheit hat das nämlich überhaupt nichts zu tun, wenn man mit einem unbekannten System ohne jedwede Erläuterung nicht klarkommt. So mancher potentiell fähige und gute Mitspieler kommt erst gar nicht dazu, sein Potential zu entdecken, weil man ihn ohne jede Hilfe ins Haifischbecken wirft und ihn damit verständlicherweise frustet – und wer opfert schon seine kostbare Freizeit für beständigen Mißerfolg, ohne dass man ihm zeigt, wies besser/richtiger geht?

Und den versierten Mausakrobaten? Denen tut ein Einsteigerdungeon nun wirklich nicht weh – es sei denn, sie beziehen einen substantiellen Teil ihres Vergnügens am Spiel daraus, sich im Forum als Halbgötter des Geektums zu gerieren und höhnische Frotzeleien gegenüber all jenen zu verlieren, die weniger Erfahrung und/oder Zeit mitbringen, als sie selbst. Und in diesem Fall pfeif ich auf den Spaß dieser Mitspieler.

Danke fürs lesen

(Zuletzt bearbeitet am von Brick.7840)