Ich muss mal was loswerden.
Beim Lesen von Foren wird mir meistens eingetrichtert, wie schlecht der Schaden eines Langbogenwaldläufers ist. Und da es keine schönen Langbogen-Skins gibt (Blümchen auf den Feind schießen ist wie Wattebäuschchen werfen!) würde es sich nicht lohnen, mit Langbogen zu spielen.
Zugegeben, er ist vom Support der Nahkämpfer und der restlichen Gruppe, die meist auf Midrange knubbelt, weitgehend abgeschnitten.
Immer wieder ploppt die Frage auf, wo der Langbogen Sinn macht. Die Standardantwort: Im WvW wegen der hohen Reichweite zum Kanonen abschießen und für die Zinnen, im PVE bei Events wegen des enormen Flächenschaden mit Skill 5, dem Farmen oder beim Schaden auf Einzelgegner – vorzugsweise Nahkämpfer. Der Langbogen als Spielzeug für alle die etwas mehr Zeit haben bzw. sich nehmen und gemütlich, bequem und ohne Schaden zu kassieren unterwegs sein wollen?
Kritiker glauben alle Langbogen-Waldläufer schaden der Community und den hart arbeitenden DDs bei Weltbossen und Events. Sie skalieren die Bosse sinnlos hoch und ihr Schaden wäre ihre Anwesenheit nicht wert. Sie werden belächelt, wenn sie in Fraktalen oder in Dungeons zu ihrem Lieblinssportgerät greifen.
Gute Langbogen-Waldis gibt es im Solo-PVP und als Soloroamer im WVW. Allerdings sind sie so selten wie Perlen in Muscheln.
Ich habe eine besondere Sicht auf den Waldläufer, der in einem Waffenset einen Langbogen trägt.
Ich empfinde es als Vorteil, als eine von wenigen Klassen mit vollem Berserker oder Assasinen Equippment unterwegs zu sein, und das nicht nur ohne zu Sterben, sondern auch noch ohne Angst einmal schlecht ausgewichen zu sein, einen Survival oder Heil-CD verhauen oder nicht bereit zu haben.
Am Feierabend zu spielen muss nicht zwangsweise hochgradig herausfordernd sein, ich mag die Dinge einfach halten. Kompliziert werden sie ganz von alleine.
Ich genieße es dem gut gebauten Jaguar bei der Jagd zuzuschauen, während ich die Elementarmagier nach der Nebelform aufsammle, die den Nahkampfschaden eines Bosses überschätzt haben, oder die Zombiekrieger, die sich mit letzter Kraft vor meine Füße werfen.
Ich liebe die großen Zahlen am Ende des Schauflerfraktales beim Kiten des Eiselementares.
Ich frage mich, warum der Rest der Gruppe nicht in meiner Reichweite bleibt, um vom 150 Präzibuff oder meinem Windgeist zu profitieren.
Ich bin niemals alleine, denn ich habe mindestens einen Begleiter, der ordentlich Schaden, Zustände (CC) und vielleicht sogar Segen verteilt, und das auf ein Ziel meiner Wahl.
Ich besitze ein 2. Waffenset, das ich tatsächlich regelmäßig benutze. Ich habe Hilfsfertigkeiten die ich wahlweise zu meinem Vorteil oder dem meiner Gruppe nutzen kann.
Zugegeben, die beiden letzten Punkte zählen für alle Waldläufer, aber:
Ich kann mich unsichtbar machen.
Ich kann schubsen.
Ich kann den Fluchtweg feindlicher Diebe aufdecken, wenn ich etwas Glück habe (Skill 2 = Autoverfolgung).
Ich fühle mich wie ein Held mit jedem Autoshot und ich verrate niemandem wie hoch das skaliert, wenn ich 25 Stacks Macht und Wut habe. Auch meine Maxkrittzahlen mit Schnellfeuer bleiben mein Geheimnis und ganz ehrlich: die Zahlen interessieren mich nicht. Nur soviel: Dank Traits und Skills, Self- und Fremdbuffs, Buffood und weil ich nix aber auch gar nix in Survivalfertigkeiten oder -ausrüstung stecken muss, summiert sich das recht hübsch. Aber ich amüsiere mich, wenn es ohne diesen Schaden mal wieder etwas länger dauert.
Jeder hat seine Niesche. Der Ranger wohl im konstanten Dauerschaden auf ein Single-Target. Das wird oft unterschätzt.
Erwähnte ich schon Unterwasserkämpfe: ich liebe sie!
Ich kenne noch mehr Klassen und Spieler, die auf 1200er Entfernung stehen können und dies auch wollen, die meisten sind froh auf Gleichgesinnte zu treffen. Es haben sich viele nette Freundschaften daraus ergeben.
Kurz: dies ist ein Plädoyer für den Langbogenwaldläufer – aus Liebe und mit Leidenschaft.
Und alles was ich mir wünsche sind explodierende Pfeile.
Schöne Grüße
Euer Rambo