Guild Wars 2

Mir ist bis heute völlig unklar, wieso ArenaNet mit GW1 so viel richtig gemacht hatte und dann fast alles davon mit GW2 über den Haufen geworfen hat… Was war denn damals so falsch an dem System mit den auswählbaren Distrikten???

Also hier im Thread steht eigentlich alles, was man wissen muß:

1. Die extremen Lag-Probleme gibt es seit dem Flamme-und-Frost-Patch vom 26.8.
2. Die Lags treten größtenteils zu Stoßzeiten auf (Primetime + Wochenende) – in den Nebenzeiten dagegen kaum.
3. In den englischen Foren gibt’s keine nennenswerten Berichte zu Lag-Problemen.
4. Betroffen sind vorwiegend Telekom-Kunden und ISPs, die auch über das Telekom-Netz geroutet werden.
5. Eine Umgehung des Telekom-Routings per VPN-Tunneling beseitigt die Lags sofort.
6. Eine ähnliche Routing-Problematik gab es schon mal und konnte nur mit Hilfe der Kooperation von ArenaNet, NCSoft und Telekom gelöst werden.

Vermutungen:

1. Seit dem Patch hat sich der gesamte Traffic zu den GW2-Servern deutlich erhöht (erheblich mehr Spieler wieder online, evt. Tests gegen Culling mit größeren Datenraten, usw.)
2. Das Telekom-Netzwerk routet den erhöhten Traffic durch ein Nadelöhr, welches von der Bandbreite her vor dem Patch noch geradeso gereicht hatte.
3. Ein möglicher Bandbreiten-Engpass könnte bei den Knotenpunkten zwischen Telekom und Level3 liegen.

Fazit:

Mehr Informations-Output durch ArenaNet wäre tatsächlich extrem wünschenswert. Aber ohne die Mitarbeit der Telekom werden sich die Lags wahrscheinlich nicht so schnell beseitigen lassen. Wenn ich mir überlegen müßte, auf wen ich zuerst sauer wäre, dann würde ich berücksichtigen, dass man die Telekom jeden Monat für ihre Dienste bezahlt – ArenaNet jedoch nicht…

Am meisten verwundert mich bisher die Tatsache, dass GW1 es geschafft hat, mir durchgehend 7 Jahre Langzeitmotivation zu bieten, GW2 dagegen nur 3 Monate. Für mich persönlich gibt es folgende Kritikpunkte:

Skillsystem:

• Waffengebundene Skills sind vielleicht einfacher zu balancen, dafür aber auf Dauer langweiliger zu spielen. Die ersten fünf Skills kann man nach jeweiligem Reload einfach gedankenlos durchdrücken und fühlen sich als unveränderbares Set eher wie ein einziger Skill an.
• Nicht mal die Reihenfolge der ersten 5 Skills kann man umstellen.
• Der Eliteslot kann nicht mit normalen Fertigkeiten besetzt werden.
• Das Testen von Trait-Kombinationen ist zu teuer → 10 Tests = 35 Silber! Da vergeht jede Lust am Experimentieren.
• Unterschiedliche Skillungen+Traits zu spielen, bedarf genau genommen verschiedener Rüstungssets. Max-Gear ist aber zu kostspielig, um diverse Sets parat zu haben.
• Deutlich weniger Spieltiefe ist gegeben ohne Mechaniken wie Interrupts und Energiemanagement sowie einer komplexeren Skill- bzw. Effektklassifizierung mit ihren entsprechenden Wechselwirkungen.

Gameplay:

• Die Vereinfachung der Spielmechaniken zugunsten des Action-Konzepts wurde eigentlich nicht konsequent umgesetzt. Ziel aufschalten + Skills durchdrücken + Ausweichen ist auf Dauer zu wenig. Wenn man sich tatsächlich von “Team Fortress 2” hat inspirieren lassen, wäre etwas mehr Shooter-Aspekt womöglich sogar besser gewesen (Fadenkreuz, größere Sichtweite, weniger Effektgewitter,…).
• Das Gruppenspiel ist widersprüchlich. Für effektives Kombo-Play muß man zusammenstehen, aber viel wichtiger als das sind ständige Bewegung, Ausweichrollen und das Fliehen aus roten Kreisen.
• Eine Rollenverteilung in Gruppen ist nicht relevant. Wer, welche Klasse in welchem Stil spielt, ist relativ unerheblich. Die beliebige Austauschbarkeit von Klassen und Skillungen fördert weder ein koordiniertes Zusammenspiel noch ein Zugehörigkeitsgefühl im Team.
• Trotz der geringeren Komplexität ist ein besseres Balancing als in GW1 auch nicht erreicht worden. Zur Zeit können 5er-Gruppen aus Wächtern und Kriegern Dungeons leichter meistern als gemischte Teams. Schwere Rüstungen + hoher Direktschaden bringen also scheinbar mehr als die Synergieeffekte eines Klassen-Mixes.

PvE:

• Auf der Map und im Kompass werden keine Mitspieler außerhalb der Gruppe als Punkte angezeigt.
• Bisher fehlen aufwändige Sammelquests (wie z.B. beim GW1-Moa-Küken). Die Precurser würden sich dafür doch mehr als offensichtlich anbieten.
• Man kann alle Gebiete ohne Schwierigkeiten gelangweilt durchrushen. Mit aufwändigem Durchfighten zu kostenfrei nutzbaren Portalen hatte es GW1 doch sehr gut vorgemacht.
• Das Gruppen-Event-Prinzip wurde nicht konsequent eingesetzt: Man hätte die Gruppen-Eventketten gut nützen können, um darüber zB. neu zu entdeckende PvE-Bereiche (Gebiete+ Dungeons) freizuspielen, die erst nach erfolgreichem Abschluss dauerhaft zugänglich sind.
• Mobs respawnen zu schnell. Der Respawn könnte stattdessen nach einer Sperrzeit einfach in Abhängigkeit von anderen nachziehenden Spielern triggern.
• Die Skalierung von Gegnergruppen entsprechend der anwesenden Spielerzahlen wurde leider nicht konsequent eingesetzt. Das es keine NPC-Helden gibt, mit denen man Gruppen auffüllen kann, sollten die Dungeons wenigstens auch noch für 3er- und 4er-Gruppen automatisch skalieren.
• Laufende Events und deren Fortschritt sind nicht immer map-weit sichtbar, sondern oft nur wenn man in deren Nähe kommt. So macht es kostenbedingt wenig Spaß, sich auf Verdacht irgendwo hinzuporten, um an Events mit Glück vielleicht noch teilnehmen zu können.
• Bosse und Gegnergruppen erfordern in den seltensten Fällen taktisches Vorgehen bzgl. KI-Analyse, Skillungen, Timing, Positionierung, usw… Meist geht es nur ums langwierige Runterknüppeln eines Lebenspunktbalkens.

WvW:

• Stellungen wechseln zu oft den Besitzer. Die Verteidigungsmöglichkeiten im eigenen Karten-Drittel sollten etwas stärker sein, so daß sich Ausbauten mehr lohnen und andererseits das Erobern im gegnerischen Gebiet aufwändiger und zugleich spannender wird.
• Kein Balancing-System bei starker Dominanz eines Servers: Für Wachposten gibt es einmalige Punktgutschriften. Diese könnte es doch auch in gestaffelter Form bei der Einnahme von Stellungen des Gegners geben, wenn dieser bei den Gesamtpunkten deutlich führt oder die jeweilige Stellung schon über einen längeren Zeitraum nicht mehr erobert wurde.
• Das Upscaling ist zu schwach. Prinzipiell sollte es möglich sein, mit dem Twink seinen Server zu unterstützen, gleichzeitig zu leveln, aber keine Abstriche bei der eigenen Schlagkraft hinnehmen zu müssen. Eine Anpassung der Stats und Gear-Werte aller Spieler auf ein Maximal-Niveau entsprechend ihrer Klasse würde deutlich sinnvoller sein.
• Bisher kein Ersatz für das deaktivierte Orbsystem auf den Grenzlanden.
• Jumpingpuzzle im WvW sorgen für mehr Ärger als Spaß. Jeder JP-Freund belegt automatisch einen Slot für einen WvW-Fan, der gerade in der Warteschlange hängt.
• Für die Warteschlange gibt es keinen Fortschrittsbalken.
• Fehlende Live-Punkteauswertung im Viertelstundentakt auf einer offiziellen WebSite.

Allgemein:

• Ausbaubare Gildenhallen und eine Gruppensuch-Funktion fehlen leider enorm und inzwischen auch schon viel zu lange.
• Dass man Max-Gear bisher nur aus Fraktalen und Dailies beziehen kann, ist extrem ungenügend. WvW und Crafting sollten als Weg ebenso möglich sein. Solange das nicht gegeben ist, hätte das Ascended-Gear noch nicht eingeführt werden dürfen.
• Titelgrind bietet keinerlei Anreiz. Titel ausstellen beispielsweise an einem dafür vorgesehenen Ort geht nicht. Eine Freischaltung von Skills, Items oder anderen Boni über Titel ist auch nicht gegeben.
• Das Levelsystem wirkt künstlich gestreckt. Eigentlich bringen nur Stufenanstiege in 5er-Schritten spürbaren Fortschritt, was letztendlich einer effektiven Level-Einteilung von 1-16 entspricht.

Fazit:
Ein Vergleich mit dem Vorgänger muß gestattet sein, da GW2 den gleichen Namen trägt, vom selben Entwickler stammt und vor allem, da die Entwicklung von GW1 eingestellt wurde, mit dem Ziel dieses neu zu erfinden und dann alles noch viel besser zu gestalten. Dementsprechend sind Grafik, Eventsystem, Handelshaus und WvW-Idee auch wirklich gut gelungen – den ganzen Rest hat ArenaNet allerdings schon mal besser hinbekommen…

Art Fey.7309:

Von mir aus flamt mich zu, bis der Arzt kommt……… aber mich würde interessieren, wie GW2 wohl mit GW1-Gameplay ausgesehen hätte.

Mich hätte im Nachhinein eher der andere Weg interessiert – ein GW1, dass über die Jahre weiterentwickelt und verbessert worden wäre:

- bessere Grafik-Engines
- die Möglichkeit, beim Laufen zu casten
- ein Auktionshaus
- Fraktionen-basierte Kämpfe auf großen Schlachtfeldern
- regelmässig erscheinende Add-Ons

…das wäre alles sicherlich möglich gewesen.

Auf der anderen Seite das Old-School-Questsystem, die Holy Trinity, die starke Instanzierung, die Unfähigkeit zu springen, zu schwimmen oder auf dem Boden rumzurollen – das sind Dinge, die ich merkwürdigerweise in GW1 nie als Problem empfunden hatte.

Dass man aber dagegen die Möglichkeit hatte, mit einem riesigen Skillbaukasten ewig zu experimentieren, oder auch mal mit nur 1-2 Gildies plus Helden Elite-Dungeons zu meistern sowie jederzeit nach Belieben umzuskillen, ohne sich dafür unverhältnismäßig teures Equipment zu beschaffen, das sind Punkte, die fehlen mir einfach extrem in GW2…

Immerhin – genau zu diesem Thema hat sich gestern der Neue schon mal vielversprechend geäußert. Mal sehen, was dabei am Ende rauskommt. Jedenfalls sollte allgemein jegliche Defensiv-Arbeit im WvW deutlich besser belohnt werden…

Devon Carver:

Similarly, why do vital logistical tasks such as upgrading, repairing, and escorting dolyaks go unrewarded?

We are in the process of evaluating the way the system is rewarding points right now and determining what we can do to make it more rewarding for players that aren’t just killing other players or capturing objectives. I’m an inveterate upgrader and repairer, so believe me when I say I’m with you on that one.

…wird momentan dran gebastelt!
https://forum-en.gw2archive.eu/forum/pvp/wuvwuv/Did-you-Remove-Queue-System

Möglicherweise wäre es zur Kompensation der fehlenden, orangenen Schwerter nun tatsächlich sinnvoll, das teure Wegmarken-Upgrade attraktiver zu machen, in dem die Portsperre bei Angriff entfernt wird. Im Gegenzug sollte dann der Wegmarken-Ausbau nur im eigenen Drittel gestattet sein.

Meiner Meinung nach sollte es halt grundsätzlich deutlich einfacher gemacht werden, zumindest die Stellungen im eigenen Drittel zu deffen. Festungen und Türme, die alle paar Minuten die Farbe wechseln, bieten wenig Anreize für Ausbauten und Verteidigung. Und wenn eine gegnerische Festung nur mit erheblichem taktischen und logistischen Aufwand einnehmbar wäre, dann wäre das ein deutlich selteneres und spannenderes Ereignis, als es das jetzt ist…

Ich finde das ok, wenn man kommende Features nicht zu früh verspricht. Sonst muß man wieder im letzten Moment irgendwas zurücknehmen, was es dann leider doch nicht mehr in den Patch geschafft hat. Wie z.B. das System zur “Ankündigung neuer Builds”:

https://forum-de.gw2archive.eu/forum/pvp/wuvwuv/Demn-chst-in-WvW-geupdated-am-14-DEZ/first#post179599

Auf der anderen Seite gehört das WvW ja neben den Dungeons und Fraktalen zu den Grundpfeilern des GW2-Endcontents, und somit ist es nur logisch, wenn man sich hier einfach mehr Dialog mit der Community und einen stärkeren Fokus auf die Weiterentwicklung des WvW wünscht.

Die einen möchten gerne aufsteigen, die anderen sogar lieber absteigen, und die Dritten beten darum, dass die Gegner endlich mal das Bracket verlassen. Die Schlacht zwischen drei Parteien wird damit zur Nebensache und die Frage ist: Wer gewinnt gegen Glicko-2?