Guild Wars 2

Mit Querschießen war in erster Linie gemeint, wenn jemand die Gruppe nach Wipes verlässt, nicht auf Gruppenmitglieder wartet oder sich ähnlich assozial verhält. Wenn wir dann neue eingeladen haben, hatten die eine neue ID und konnten nicht zu uns in die Ini, aus welchem Grund wissen wir nicht.

Das Hauptproblem liegt wohl wirklich daran, dass man keine anderen Leute einladen kann, wenn man, was bei Random-Gruppen leider immer wieder passieren kann, ein assoziales Element, oder sagen wir auch nur eine Heulsuse in der Gruppe hat, die nach dem zweiten mal Sterben die Gruppe verlässt. Wenn man dann jemanden findet, der so nett wäre, die Gruppe wieder zu vervollständigen, schaut man durch die Finger. Das dürfte doch nicht so schwer sein, hier einen Weg zu finden, dem jenigen denWeg in die gleiche Instanz zu öffnen.

Ein weiterer Schwachpunkt ist auch das Belohnungssystem: Warum wird sämtliche Belohnungen als Gesamtpaket nach Abschluss der Instanz verliehen und nicht über die Abschnitte verteilt, die die Gruppe bereits gemeistert hat. Wenn jemand aus welchem Grund auch immer, früher aussteigen muss, und ich denke hier nicht nur an Leute, die die Gruppe im Stich lassen, sondern auch an die Spieler, die wegen beruflicher oder familiärer Verpflichtungen plötzlich weg müssen, so steht er mit lehren Händen und einer Liebscheen Rechnung für die Reparatur da. Gäbe es einige Abzeichen nach jedem größeren Kampf wäre ein deutlicher Frustfaktor behoben.

Was noch ein, wenn auch kleineres Übel ist, sind die fehlenden Wegmarken. Da man oft stirbt muss man oft laufen und ein “Bewegung ist gesund” zählt hier nicht als Argument, bei jedem Tod die Ini komplett abzulaufen.

Dass das Kampfsystem ohne Tanks und Heiler auskommt finde ich per se gut, sehr gut sogar, allerdings sollte entsprechend auch der Schaden, den die Gegner verursachen etwas milder ausfallen, wenn niemand da ist, der ihn abfängt oder wegheilt, denn insgesamt dürften es doch ein paar weniger Tode pro Run sein.

Was für mich ausser Frage steht, ist, dass Guild Wars 2 in jeder Hinsicht ein besseres Spiel ist, als WoW. Das betrifft sowohl das Gameplay mit spannenderen und glaubhafteren Kämpfen, das Skillsystem, das mehr Freiheiten erlaubt sowie die Grafik, die WoW sowohl in künstlerischer wie technischer Hinsicht haushoch überlegen ist. Auch in sozialer Hinsicht geht GW 2 einen besseren Weg, der Zusammenarbeit und nicht Konkurrenz fördert, die nicht vorhandenen Abogebühren erwähne ich gar nicht mehr groß. Für einen neuen Spieler ist es ganz klar die bessere Wahl.

WoW-Killer wird es dennoch nicht. Warum? Weil jemand, der seinen Charakter über lange Zeit mühevoll hochgespielt hat, seine Gilde zum engsten Freundeskreis zählt und seine virtuelle Heimat liebt, das nicht wegen eines anderen Spiel, sei es von noch so überragender Qualität, aufgibt. Denn das beste MMO, falls es diesen Titel einmal verdient hatte, ist WoW schon lange Zeit nicht mehr, aber das mit den meisten Fans.

Ich persönlich habs nicht geschafft, WoW länger als 15 Minuten zu spielen, dann haben meine Aion-verwöhnten Augen ein Veto eingelegt.

Ich denke, man kann zum sogenannten Endgame und ebenso zur Kampfmechanik bisheriger MMORPGs auf 3 Arten stehen: Man mag sie, man toleriert sie oder man spielt keine MMORPGs.

Ich denke, GW 2 wird nur bei den letzten beiden Spielergruppen auf Gegenliebe stoßen, denn wenn jemand nun MMOs vor allen spielt, um in Raidinstanzen zu tanken, dann wird er an Guild Wars 2 keine Freude haben, weils dort keine Raidinstanzen und keine Tanks gibt. Nun muss er deshalb freilich nicht traurig sein, denn er hat noch immer die Auswahl zwischen 4837 MMORPGs, bei denen er das genau das ausgiebig und zur großen Freude seiner Mitspieler machen kann.

Ich persönlich gehöre zur zweiten Gruppe. Mein Herz hängt an Aion, weil mir mein Hauptcharakter dort sehr viel bedeutet – viel mehr als dass ich auch nur mit dem Gedanken spielen würde, ihn aufgrund eines anderen Spiels aufzugeben – und kein anderes Spiel einen vergleichbaren Charakter-Editor hat. Dem Kampfsystem und dem Endgame typischer MMOs stehe ich jedoch eher kritisch gegenüber und oft ist es so, dass ich wirklich das Gefühl habe, dass ich mir meine Ausrüstung dort erarbeite und nicht erspiele, denn die Tagesquests dort sind in etwa so unterhaltsam wie Fließbandarbeit.

Für mich sind viele typische MMO-Merkmale also etwas, dass ich toleriere, weil mir mein Charakter wichtig ist. Ähnlich der Unart eines geliebten Menschen. Der Vergleich mit einem schnarchenden Ehepartner liegt hier nahe. Man lebt damit und lässt auch nicht wegen sowas scheiden, aber eine erstrebenswerte Eigenschaft ist es nicht und ich bin ganz froh, dass GW 2 diese Schnarchnasigkeit nicht hat.

Ganz klarer Widerspruch hier. Wer PVP machen will kann es, niemand muss. Und zu behaupten, wer kein PVP betreibt, wäre hier falsch, halte ich für den größten Unfug überhaupt. Versteht das nicht falsch, ich will damit keinen PVPler beleidigen oder behaupten, dass PVP hier schlecht umgesetzt wäre, sicher kann man seinen Fokus darauf setzen, aber man muss es nicht und niemand sollte von anderen verlangen, seine Spielweise als die einzig wahre zu preisen!

Ich sags mal so: Wie glaubwürdig und stimmig ist ein Kampfsystem, bei dem Charaktere nur Angriff oder nur Verteidigung beherrschen? Sollte ein guter Kämpfer nicht in beidem geschult sein? Wie glaubwürdig sind böse Herrscher, die zielsicher auf den robustesten Gegner einprügeln, während der Magier im Nachthemd sie röstet? Eine Kampfgruppe, in der nur 2 Mitglieder Verantwortung tragen und der Rest stupide losschlägt, sicher dass die beiden sie beschützen werden. Wie stimmig ist sowas? Würdet ihr ein Buch lesen oder einen Film anschauen in dem Kämpfe so ablaufen?

Das Standard-MMO-Kampfsystem ist ein Notnagel, weil es für viele Spiele “funktioniert” hat, aber wenn Guild Wars 2 dieses Notnagels nicht mehr bedarf, so ist das zu begrüßen und jeder, der einem Krieger oder Wächter vorwirft, er könne nicht richtig heilen oder tanken, in die Schranken zu weisen.

Es ist leider so, dass viele WoWler, die haben was sie wollen, dazu tendieren, in der Zeit, in der sie, weil sie ja ihren Endcontent schon gesehen haben, in den Foren anderer Spiele trollen und diese schlecht reden. Ich kann mich noch mit Schrecken daran erinnern, wie diese Seuche in den Anfangstagen von Aion ausgeartet ist, zumal das Forum dort damals noch unmoderiert war.

Ich denke mal, wer in Guild Wars 2 Tanks sieht und schöne Skins als Itemspirale betrachtet (Werte sind absolut, Schönheit subjektiv, so dass jeder anderen Items nachjagt und nicht alle den selben Plunder wollen), hat etwas gründlich falsch verstanden und wird sich hier auch nicht eingewöhnen (wollen). Ich verurteile es ja auch nicht, wenn jemand lieber Spiele mit Raid-Instanzen, Item-Sammeltrieb und dem damit verbundenen Kräftemessen bevorzugt. Ich tue es nicht und bin froh, wenn GW 2 einen anderen Weg geht.

Ich glaub, dass Problem wird sich von selbst lösen, denn Leute, die dermaßen unflexibel auf das neue Kampfsystem reagieren, werden sich hier vermutlich nicht lange aufhalten.

Einem traditionellen WOW-Spieler zu erklären, dass sich der böse Drachenherrscher nicht vom Plan, den gefährlichen Magier auszuschalten abbringen lässt, wenn ihn ein Gerüsteter anrülpst oder dass ein 3 Meter großer Nornkrieger mit seinem Zweihänder durchaus jemanden erschlagen und nicht nur provozieren kann, ist etwa so schwer, wie einem Eisbären die Schönheit der tropischen Regenwälder nahe zu bringen.

Find es ebenfalls sehr lobenswert, dass es keine Damagemeter gibt. Zum Glück ist das Kampfsystem hier soweit glaubwürdig, als dass jeder auch auf seine Verteidigung achten muss und es keine Tanks und Heiler gibt, die dafür sorgen, dass die Magier von allem Bösen unberührt ihre … ihr wisst schon was … vermessen können.

Damage-Meter wären per se nichts schlechtes, der unreife Umgang damit ist das Problem. Wenn jemand damit nur seine Skills optimieren will und andere unbehelligt lässt, ist nichts dagegen einzuwenden. Sobald aber Leute damit anfangen, Gruppensuche mit DPS-Werten zu starten, sollte man einen klaren Schlussstrich ziehen und das Tool ins Datennirvana verbannen.

Guild Wars 2 hat kein klassisches MMO-Endgame. Und das ist auch gut so!

Den Charakter über Nacht craften lassen, damit ich genug Geld hab, um mein Zeug zu verzaubern? 365 mal im Jahr die gleiche langweilige Tagesquest machen? Jeden Stein in der gleichen Ini umgedreht haben, in der Hoffung, beim 500sten Run ist ein episches Item dahinter? Das Geschlechtsorganvermessen von Leuten mitanhören müssen, die mehr Glück und Zeit haben?

Bitte sag mir jetzt keiner, dass das Spaß macht! Sehen wir den Tatsachen ins Augen, typischer MMO-Endcontent ist zum Gähnen langweilig, und im Grunde erledigt man ihn doch nur, weil einem der Charakter u/o die Communtiy ans Herz gewachsen ist. Das niemand durch überstarke Items zu mächtig wird, beugt Zwietracht in der Comm vor, es gibt keine Gruppensuchen mit DPS-Werten oder GG-Vorgaben und das PVP bleibt auch fair. Niemand fühlt sich unter Druck, dass er mit seiner Ausrüstung nicht mithalten könnte und eine Storyline mit einem zweiten Charakter durchspielen ist allemal interessanter, als oben beschriebenes Endgame anderer MMOs.